VEM - Numerik - Siemens

Steuerungsentwicklung in Chemnitz
 

Erzeugnisse der Automatisierungstechnik aus Chemnitz


Festverdrahtete Industriesteuerungen

Diese Steuerungen bestanden aus einer festverdrahteten Logik und werden auch „verbindungsprogrammierte Steuerungen“ (VPS) genannt. Das bedeutet, dass für jede Maschine oder Anlage eine spezifische elektrotechnische Lösung, oft mit Hilfe von Relais realisiert, hergestellt wurde. Dabei wurden vom Starkstromanlagenbau innovative Lösungen wie Normenschaltschränke, einfache Austauschbarkeit durch Verbindungen über Feder- und Messerleisten, Einbaurahmen mit Freiverdrahtung eingesetzt. 


Paramat, ENC, BNC3

Die ersten numerischen Steuerungen wurden im wesentlichen im Institut für Werkzeugmaschinen Karl-Marx-Stadt entwickelt. Sie basierten auf der Kombination von Relais- und Halbleitertechnik, etwa Germanium-Transistoren.

Die Paramat in Relaistechnik war eine Positionsanzeige und konnte Fräs- und Schleifmaschinen steuern. 

Die ENC war eine Drehmaschinensteuerung auf Basis der TRANSLOG-Bausteine, welche statt Relais Ge-Transistoren nutzten.

Die BNC3 schließlich war die erste universelle Punkt- Streckensteuerung für Fräs- und Drehmaschinen und basierte auf den Transistor-Bausteinen der WEMALOG-Serie. Erstmals kam ein standardisiertes Gefäßsystem "Ursamat" zum Einsatz. 


System NC 400


System 600

Mit dem System 600 als Nachfolger des Systems 400 sollte der Anschluss an das internationale Niveau hergestellt werden. Die Mikroelektronik samt Mikroprozessoren dominierte inzwischen die Automatisierungstechnik. Die Entwicklung begann 1975. Ab 1976 wurde diese intensiviert, viele Hochschulabsolventen wurden eingestellt. Ziel war, die Entwicklung innerhalb von 36 Monaten abzuschließen. 
Am 4. Mai 1978 wurde der VEB Starkstromanlagenbau umbenannt in VEB Numerik „Karl Marx“.
Gleichzeitig wurde er aus dem Kombinat Starkstromanlagenbau Leipzig-Halle herausgelöst und in das Kombinat Automatisierungsanlagenbau Berlin eingegliedert. Damit wurde der Grundstein für die Ausrichtung des Betriebes als alleiniger Entwickler und Hersteller von moderner Steuerungstechnik in der DDR gelegt. Zu numerischen (NC) und speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) kamen noch Industrierobotersteuerungen (IRS) hinzu.
In der DDR wurde der 1976 am Markt erschienene Mikroprozessor Z80 der US-Firma Zilog als nichtlizensierter Nachbau zum Herzstück der rasch wachsenden Mikroelektronik auserkoren. Er wurde im VEB Mikroelektronik „Karl Marx“ in Erfurt „entwickelt“, oder besser aus Schliffbildern kopiert, und hieß U880.
Der Z80 war eine Ableitung von Intels 8080, einem 8-Bit-Prozessor, mit dem die Geschichte der erfolgreichen Intel-Prozessoren eingeleitet wurde. Der italienische Intel-Ingenieur Federico Faggin hatte einige Verbesserungen entwickelt, die aber nicht berücksichtigt wurden, deshalb gründete er die Firma Zilog. Der Z80 ist der weltweit erfolgreichste Mikroprozessor überhaupt, nach vielen technologischen Weiterentwicklungen wurde erst 2024 die Einstellung der Produktion verkündet.
Da die Fertigung in Erfurt erst 1980 begann, aber ab Oktober 1979 die ersten Steuerungen ausgeliefert wurden, mussten sehr viele Original-Prozessoren sowie zugehörige Peripheriebausteine importiert werden.
Für das System 600 arbeitete das Entwicklungsteam mit dem VEB Robotron und dem Forschungszentrum für Werkzeugmaschinenbau (FZW) zusammen. Robotron entwickelte auf Basis des U880 das Bürorechnersystem K1520. Es basierte auf einem modularen Konzept, das heißt, die Funktionskomponenten wurden auf einzelne Leiterplatten („Kartenbaugruppen“) in einem standardisierten Format aufgeteilt, die in eine Einschubkassette mit einem Bussystem als Rückverdrahtung eingesteckt wurden. Diese Konstruktion wurde übernommen, wodurch auch einzelne Kartenbaugruppen von Robotron zum Einsatz kommen konnten. Die einzelnen Kassetten wurden dann in einen Schaltschrank eingebaut, der auch die anderen Komponenten wie Bildschirm, Eingabetastatur und Lochstreifenleser enthielt. Basis des mechanischen Aufbaus ist das einheitliche Gefäßsystem EGS.

Ebenfalls Bestandteil des Systems 600 war die Kompaktsteuerung CNC-H 600. Sie wurde ab März 1982 ausgeliefert. Anders als das modulare 600er System war die CNC-H konstruktiv anders aufgebaut, auf einem größeren Baugruppenformat basierend wurde eine kompakte Steuerung angeboten, die in einem Panel statt einem Schaltschrank untergebracht war.

Zum System gehörten

  •  Numerische Steuerung CNC 600
  •  Maschinenanpasssteuerung PEAS
  •  Industrierobotersteuerung IRS 600, IRS 650, IRS 660
  •  Speicherprogrammierbare Steuerung PC 600
  •  Programmiergerät PRG 600
  •    Kompaktsteuerung CNC-H 600


System 700 / 7000

1979 wurde beschlossen, eine neue Steuerungsgeneration auf Basis modernster mikroelektronischer Technik zu entwickeln. Ziel war es, den Rückstand zum Weltmarkt aufzuholen. Das neue System sollte – wie bereits beim System 600 – sowohl eine universelle modulare und damit für die unterschiedlichsten Steuerungsaufgaben konfigurierbare Plattform beinhalten als auch eine leistungsfähige Kompaktsteuerung. Nach dem 8-bit Mikrorechner U880 (Zilog Z80) sollte nunmehr der 16-bit-Mikroprozessor U8000 (als Nachbau des Zilog Z8000) zum Einsatz kommen.
Doch innerhalb der im RGW zusammengeschlossenen Staaten gab es inzwischen unterschiedliche Auffassung zur zukünftigen Bauelementeplattform. Es zeichnete sich nämlich ab, dass der große Mikroprozessor-Hersteller Intel gegenüber dem kleinen Rivalen Zilog wieder aufgeholt hatte und bald den Markt beherrschen würde. Deshalb wurde in der Sowjetunion beschlossen, den Intel 8086 – Prozessor zu klonen. Dieses Dilemma bremste die Entwicklung insgesamt wieder aus, und so gab es weitere unvermeidbaren Verzögerungen.

Um die Staatsführung zu befriedigen, wurden einige Produkte entwickelt, welche den Namen 700 erhielten, obwohl sie Ableger des Systems 600 waren und noch mit den aus dem K1520 - System bekannten Architekturen arbeiteten. Diese wurden weitgehend im Forschungszentrum für Werkzeugmaschinenbau (FZW) und der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt entwickelt. Dazu zählten die

  • Industrierobotersteuerung IRS 700 
  • Speicherprogrammierbares Steuerungssystem MRS 700 


Zur Lösung der Probleme wurde eine RGW-Arbeitsgruppe gebildet, um ein einheitliches Komponentensystem zu entwickeln, an dem alle Partner beteiligt waren. Neben der DDR waren das die UdSSR, Ungarn, Rumänien, Polen und die CSSR. Der VEB Numerik hatte dabei eine Schlüsselrolle inne.
Da die Parteiführung weitere Ergebnisse sehen wollte, begann im VEB Numerik die Entwicklung einer leistungsfähigen Kompaktsteuerung auf Basis des vorhandenen U880 und des bereits in Entwicklung befindlichen U8000. Diese wurde ab 1985 als CNC 700K geliefert. Das darauf aufbauende modulare System wurde jedoch, nachdem auch beim VEB Robotron die PC-Entwicklung auf die Intel-Produkte umschwenkte, komplett neu konzipiert. Zur Abgrenzung wurde deshalb das System 700 nun in System 7000 umbenannt.
Für das modulare System musste auch ein geeigneter Rückwandbus entworfen werden, der multiprozessorfähig und industrietauglich war. Die Firma Intel hatte dafür das Multibus-System entwickelt, welches aber eher für Bürosysteme ausgelegt war. International hatte sich ein Normung mit 19“ Kassetten und Baugruppen im sogenannten (Doppel-)Europaformat durchgesetzt.   Bei Siemens wurde das System 1984 als AMS-M-Bus eingeführt. In Zusammenarbeit zwischen Robotron und Numerik entstand daraus das Bussystem MMS-16, welches sowohl in den Bürocomputern der Serie A7100 und dem modularen Baugruppensystem MBG 7000 zum Einsatz kam, aus dem unterschiedlichste Steuerungssysteme konfiguriert werden konnten. Das Ende der DDR verhinderte schließlich eine weitere Verbreitung.

Zum System gehörten:

  • Numerische Steuerung CNC 700 
  • Speicherprogrammierbare Steuerung SPS 7000
  • Numerische Steuerung CNC 7010
  • Maschinenanpasssteuerung PEA 7000


Antriebe


Programmiergeräte